Schwerfuttrige Pferde richtig füttern – wie bekomme ich mein Pferd gesund rund?

Welche Ursachen gibt es für ein zu dünnes Pferd?

Erst einmal muss geklärt werden, welche Gründe es gibt, weshalb das Pferd kaum bis gar nicht zunimmt und ob dies dauerhaft oder nur eine kurze Phase, bedingt durch beispielsweise kaltes Wetter, Stall- oder Fellwechsel ist. Hat es Stress? Ist die (Rau)futterqualität nicht gut? Hat es Würmer? Hat es gesundheitliche Probleme, insbesondere was die Zähne und den Magen betrifft? Und natürlich die wichtigste Frage: ist es wirklich zu dünn oder habe ich als Pferdehalter vielleicht ein falsches Bild?

Viele Pferdehalter schätzen ihre Pferde zu schnell als zu dünn ein, weil die meisten Pferde mittlerweile eher etwas zu dick sind. Dadurch hat sich das Bild für ein gesundes Pferd immer weiter zum Übergewicht verschoben. Bei einem normalgewichtigen Pferd kann man die Rippen nicht sehen, wenn es geradegerichtet ist; sie sollten aber einfach zu ertasten sein. Die Wirbel sind nicht zu erkennen und Vor-, Mittel- und Hinterhand gehen fließend ineinander über. Zu dünne Pferde erscheinen „kantig“, Rippen, Wirbel sowie Übergänge sind leicht bis deutlich zu erkennen und sie wirken häufig eingefallen, da meistens kaum Muskeln vorhanden sind. 

Dies ist unbedingt vorher abzuklären, bevor eine Futterumstellung erfolgt. Die wichtigste Futterkomponente bildet immer das Raufutter, das bei schwerfuttrigen Pferden am besten jederzeit zur Verfügung steht. Wir empfehlen, jedoch mindestens 1,5-2kg/100kg Körpergewicht an Raufutter zu füttern. Kraftfutter macht deutlich schneller satt, weshalb nicht zu viel auf einmal gefüttert werden sollte, auch wenn das Pferd zu dünn ist. Häufig wird angenommen, dass man sein Pferd nur mit viel Kraftfutter „rund“ bekommt. Dies kann aber die empfindliche Verdauung stören und auf lange Sicht schädigen. Am besten erfolgt eine Futterumstellung immer langsam und mit einer entsprechenden Eingewöhnungsphase. Es bringt nichts, dem Pferd plötzlich Unmengen an Futter zu geben. Es ist optimal, über den Tag verteilt mehrere kleine Portionen an Kraftfutter zu geben. Zudem sollte man ein qualitativ hochwertiges Mineralfutter füttern, um das meist anfälligere Immunsystem eines zu dünnen Pferdes bestmöglich zu unterstützen und nicht noch weiter durch Mangelerscheinungen zu belasten. Das Training sollte an den Energieverbrauch und die Fütterung des Pferdes angepasst werden, damit auch Muskeln aufgebaut werden und nicht nur Fett. Denn ein zu dickes Pferd bzw. eine reine Zunahme an Fett ist ebenfalls schädlich. 

Das positive: Auffüttern ist leichter als abnehmen, auch wenn es länger dauert. Pferde sind darauf ausgelegt, den Großteil des Tages mit der Futtersuche und dem Fressen zu verbringen. Sie sind dementsprechend verfressen und selten richtig satt. Doch es gibt auch Pferde, die sehr wählerisch oder sensibel sind und die Futteraufnahme bei Stress reduzieren oder vollständig verweigern. 

Was füttere ich meinem Pferd, wenn es zu dünn und sehr wählerisch ist? 

Bei wählerischen Pferden muss man individuell ausprobieren, was ihnen schmeckt. Dabei sollte jedoch nicht mit dem zuckerhaltigsten Futter begonnen werden, auch wenn das meistens eine besonders hohe Akzeptanz aufweist. Das ist genauso wie bei uns Menschen – Fast Food und Süßigkeiten sind besonders beliebt und schmecken gut, können aber anderes Essen auf Dauer unbeliebter machen. Strukturhaltiges Futter mit Kräutern, pure Luzerne, Maisflocken oder Futter mit getrockneten Früchten sind sehr schmackhaft. Die einzelnen Futtermittel können auch gemischt und somit individuell an das Pferd angepasst werden. Durch Lein- und Reiskeimöl nehmen die meisten Pferde schon bei geringen Mengen schnell zu und es wird in der Regel problemlos mitgefressen. Außerdem sorgt es für ein gesundes, glänzendes Fell, Mähne und Schweif. Öle und Luzerne liefern jedoch auch sehr viel Energie, weshalb sie nicht für jedes Pferd geeignet sind. 2-3-mal wöchentlich kann zudem Mash gegeben werden, entweder zusätzlich oder als Kraftfutterersatz. Mash wirkt sich besonders positiv auf die Verdauung aus und ist auch für empfindliche und wählerische Pferde geeignet, da es sehr schmackhaft ist. Des Weiteren können Heu- und Luzernecobs gefüttert werden. Sie sind gesund, liefern wenig Energie, aber dafür viel Rohfaser. Sie eignen sich insbesondere für Pferde, die nicht ausreichend Heu fressen oder viel aussortieren. Es sollte immer darauf geachtet werden, dass das Futter gesund ist und nicht nach dem Motto „Hauptsache es frisst irgendetwas“ gefüttert wird. 

Was füttere ich meinem Pferd, wenn es zu dünn ist, aber bei zu viel Futter zu viel Energie hat? 

Eine weitere Herausforderung sind Pferde, die schon mit wenig Futter viel Energie haben, aber das Futter brauchen, um zuzunehmen. Insbesondere die Zucht von modernen Sportpferden entwickelt sich immer weiter zu schlanken, sportlichen Pferden mit viel Motivation und Bewegungsfreude. Auch hier sollte so viel hochwertiges Heu, wie nur möglich zur Verfügung stehen. Wenn das Heu nicht reicht, können bei diesen Pferden Heucobs sinnvoll sein. Sie sorgen für eine Gewichtszunahme, ohne viel Energie zuzuführen und sind auf Grund ihres Rohfasergehaltes und ihrer Natürlichkeit sehr gesund. 

Unser Ruppiner Performance wurde speziell zum Auffüttern entwickelt. Es setzt die Energie langsam frei und hat keine aufputschende Wirkung, wie es Hafer oder Mais zum Beispiel haben. Es verfügt zudem über eine sehr gute Akzeptanz und wird auch von wählerischen Pferden gerne angenommen. Positive Nebeneffekte sind außerdem ein besonders glänzendes Fell und ein gesundes Schweif- und Mähnenwachstum. Alfaralin P ist vielseitig einsetzbar und hat bereits bei Fohlen, Zuchtstuten und -hengsten, aber auch bei älteren Pferden sowie Freizeit- und Sportpferden sehr gute Erfolge erzielt. Eine weitere Alternative sind Rübenschnitzel. Rübenschnitzel sind ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion, die einen Zuckergehalt von ca. 5% aufweisen. Zum Vergleich: im Heu sind 8-10% Zucker enthalten. Rübenschnitzel bestehen hauptsächlich aus Rohfaser und Pektinen, welche leicht zu verdauen sind und sich positiv auf den Verdauungstrakt auswirken. Die Energie wird aus der Rohfaser und Saccharose gewonnen, wodurch sie nur sehr langsam freigesetzt wird. Deshalb sind Rübenschnitzel bestens für Pferde geeignet, welche zunehmen müssen, aber nicht „heiß“ werden sollen. Zu beachten ist jedoch, dass Rübenschnitzel immer eingeweicht und die Hinweise des Herstellers genau eingehalten werden müssen, da sie sehr stark quellen. Strukturfutter mit Kräutern und Mash können ebenfalls zum Auffüttern genutzt werden, ohne zu viel Energie freizusetzen. Die Fütterung von Mash sollte 2-3-mal pro Woche erfolgen. Bei sehr nervösen Pferden empfiehlt sich außerdem die Gabe von Magnesium, da es auf viele Bereiche der Reiz- und Nervenleitungen Auswirkungen hat. 

Zusammenfassung

Der Hauptbestandteil der Fütterung sollte immer hochwertiges Heu sein. Davon sollte so viel wie möglich zur Verfügung stehen. Sollte eine erhöhte Raufuttergabe nicht ausreichen, kann man zusätzlich Kraft- und Strukturfutter, Cobs, Rübenschnitzel, Öle, Maisflocken und Mash füttern. Dabei ist zu beachten, dass Öle, Maisflocken, Luzerne und einige Kraftfutterarten viel Energie liefern und nicht für jedes Pferd geeignet sind. Struktur- und energiearme Kraftfutter, Cobs, Rübenschnitzel, Mash und unser Alfaralin P sind auch für motivierte Pferde sehr gut geeignet, um zuzunehmen ohne zu viel Energie zu haben. Bei der Auswahl des Futters sollte immer darauf geachtet werden, dass es trotzdem gesund ist. Das Auffüttern ist ein relativ langer Prozess, erste Erfolge sind meistens nach 6-8 Wochen zu erkennen. Die Kraftfuttergabe sollte langsam gesteigert und möglichst auf kleine Portionen über den Tag verteilt werden, um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überlasten. Zudem sollte eine ausreichende Bewegung gesichert werden, da ein Pferd zur Gesunderhaltung auch Muskeln benötigt.
 

Die Fütterung von schwerfuttrigen Pferden ist ein sehr komplexes Thema, da die Ursachen für zu dünne Pferde sehr vielfältig sind. Daher sollte für jedes Tier auch eine individuelle Strategie entwickelt werden. Unsere Fachberaterinnen Joana Bergemann und Ellen Schrutek stehen Euch jederzeit bei allen Fragen rund um diese Thematik zur Seite. Sie beraten Euch direkt vor Ort, sind aber auch telefonisch oder per Mail für Euch erreichbar. Im zweiten Teil beantworten wir dann die Frage, wie eine geeignete Auffütterung aussehen kann, ohne zu viel Energie zuzuführen.

 

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