Pilze

pilze

Hallo, Ihr Lieben!

Was haben Pilze mit unseren Kühen zu tun? In unserem SN-Meeting diesen Monat war einer der Vorträge dem Thema Pilze gewidmet. 

Eine der preiswertesten und auch, aus ernährungsphysiologischer Sicht, wichtigsten Fütterungsgrundlagen sind die Silagen und Kraftfutter. Hier spielen die kleinen Pilze eine ernst zu nehmende Rolle. Einige Nebenprodukte der pilzlichen „Verdauung“, die Mykotoxine, (über 200 Pilzarten bilden Mykotoxine) sind für unsere Tiere giftig, sammeln sich zudem über lange Zeiträume im Fettgewebe an und gelangen über dieses auch in unsere eigene Nahrungskette. Die bekanntesten Pilzgifte z.B. im Getreide sind DON und ZEA. Deoxinivalenol und Zearalenon. DON ist signifikant schlecht für das Immunsystem von Menschen und Tieren, denn es beeinträchtigt die Proteinbiosynthese. Also die Herstellung von allen möglichen Proteinen innerhalb der Zellen. Wenn also wieder einmal die Zellzahlen in die Höhe schnellen und sich die Coli-Mastitiden, Pneumonien oder Metritiden und (Früh)-Aborte häufen, könnte es an einer Immundepression aufgrund von Pilzgiften liegen. ZEA wirkt als Östrogen. Es bringt also den Haushalt der Fortpflanzungshormone ordentlich durcheinander. Da es neben diesen 2 erwähnten Mykotoxinen noch eine ganze Menge anderer Pilzgifte gibt, ist auch die Bandbreite der möglichen Beeinträchtigungen bei unseren Kühen recht groß und nicht immer klar zu anderen Erkrankungsursachen abzugrenzen.

Die Pilze bilden neben Pflanzen und Tieren ein eigenes Reich. Einige ernähren sich saprophytisch, z.B. von abgestorbenem Pflanzenmaterial, totem Gewebe. Dann gibt es noch die Pilze, die symbiotisch z.B. mit anderen Pflanzen, Bäumen leben, einige von ihnen ernähren sich parasitär. Pilze können Einzeller oder Organismen sein und ihre Gerüstsubstanz besteht übrigens aus Chitin. Das ist die Substanz, die Käferflügel so schön knackig macht. Obwohl die Zersetzung von toter organischer Masse im Wald und auf der Wiese durchaus Sinn macht; ohne sie würden wir in ca. 20 Jahren in organischem „Müll“ ersticken, wollen wir die (Schimmel)-Pilze, es gibt davon über 300 Arten, nicht in unserem Futter haben.  Wir wollen diese organische Masse lieber unseren Kühen zugutekommen lassen. Und zwar mit möglichst intakten Nährstoffen, die die Kühe zur eigenen Ernährung verstoffwechseln können. 

fahrzeug auf silagesilo

Damit Pilze wachsen und verdauen können, müssen zum einen Pilzsporen vorhanden sein und zum anderen brauchen diese (Schimmel)-Pilze immer Sauerstoff. Daher ist es unbedingt wichtig, die Silos und auch die Umgebung der Silos sauber zu halten. Denn Pilze und ihre Sporen, über die sie sich vermehren, kommen nicht nur direkt von Feld oder Wiese in den Silostock. Auf unseren Höfen und Anlagen gibt es eine Menge Möglichkeiten, Silos gleichmäßig mit Pilz- und Schimmelkulturen zu beimpfen. Am gleichmäßigsten gelingt das zum Beispiel, wenn man erst mit Hänger und Schlepperreifen über einen schmutzigen Hof fährt, durch Jauchepfützen und altes Futter, und dann beim Abladen und Festfahren des Silos immer schön gleichmäßig, Schicht für Schicht über den Silostock. Die Pilze brauchen dann nur noch auf Sauerstoff zu warten, versorgen sich noch einmal im Futtermischwagen mit Nährstoffen und Luft und kommen dann, im Futter durchmischt, bei den Kühen an. Auch an Stiefeln halten sie sich gerne fest und werden dann vom Silorand durch die Kollegen, die das Abdecken des Silos übernehmen, über den ganzen Silostock verteilt. Nachher färben sie die obere Schicht rot, schwarz oder weiß und machen einen Teil des Silos schon einmal nur noch für die Biogasanlage, wenn überhaupt, brauchbar. Die Sporen können übrigens sehr lange auf ideale Bedingungen warten, bevor sie wieder zu wachsen beginnen. (sollte einmal kein Silo vorhanden sein). 

gummistiefel im matsch

Übrigens für Hefen, die u.a. für die Alkoholproduktion in unseren Silagen verantwortlich sind, mit all den bekannten Folgen in der Fütterung, wie Erhöhung der Zellzahlen, Euter- oder Klauenproblemen usw., gelten die gleichen Spielregeln.

Keine Hausfrau würde auf die Idee kommen, in schmutzigen Gläsern Konserven einzukochen. Wir sollten die Konserven für unsere Kühe deshalb auch sehr sauber und luftdicht verpacken. Das spart uns Geld und die Arbeit mit kranken Tieren. Raus aus dem Futter bekommen wir den Pilz, deren Sporen und eventuelle Pilzgifte nicht mehr, wenn sie einmal hineingelangt sind. Leider ist die Welt nicht perfekt und manchmal passiert es uns dann doch. Trotz all der Vorsicht und der umsichtigen Arbeit gelangen Toxine oder Mikroben ins Futter. Dann stehen wir von SN-Neuruppin Euch beratend zur Seite.

PS.: Über einen Vertreter der parasitären Pilze, die Rinder befallen, werde ich im nächsten Beitrag schreiben.

Fotos: benjaminnolte; ystewarthenderson // adobe.stock.com