Fette Milch! – Wie können wir die Milchfettgehalte unserer Herden beeinflussen?

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Der Milchfettgehalt bestimmt, neben dem Milcheiweißgehalt, den Auszahlungspreis für die Milch auf Euren Betrieben. Fettere Milch bringt mehr Geld pro Liter. Deshalb ist es für uns interessant, ob und wie wir den Milchfettgehalt unserer Herden beeinflussen können. Außerdem ist es möglich, aus Menge und Zusammensetzung des Milchfettes Rückschlüsse über die Fütterung, ungenutzte Reserven bei der Fütterung und über den Status der Tiergesundheit ziehen. 

Das Fett in der Milch ist ein spannendes und dankbares Thema, bei dem es sich durchaus lohnt, einmal genauer hinzuschauen. Deshalb widme ich diesem Thema 3 Beiträge:

1.    Wie kommt das Fett in die Milch?
2.    Welche Faktoren bestimmen die Menge des Milchfettes?
3.    Was hat die NEB mit dem Milchfett zu tun?

Los geht´s. Nummer 1: Wie kommt das Fett in die Milch?

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In der Kuhmilch können 3,28% bis über 6% Milchfett enthalten sein. Bei unseren durchschnittlichen Holstein Friesian Kühen sind es zumeist 3,8% bis 4% Fett. Dabei setzt sich das Milchfett aus über 400 verschiedenen Fettsäuren zusammen. Für die Wissenschaftler sind davon nur 12 relevant (Mäntysaari et al. (2019)).  
In der Regel stammt das Milchfett aus 3 Quellen im Stoffwechsel Eurer Tiere:

  • 40% bis 50% des Milchfettes werden über die De-novo-Synthese im Euter selbst, aus Acetat, ß-Hydroxy-Butyrat (BHB) und flüchtigen Fettsäuren aus dem Pansen zu relativ kurzkettigen, gesättigten Fettsäuren (C:4 – C:16) aufgebaut. Das sind 4 bis 6 Kohlenstoffatome in einer Reihe. Ihr erinnert Euch bestimmt noch an den guten alten Chemieunterricht. Freie Fettsäuren und BHB werden auch für die Einschätzung der Stoffwechsellage Eurer Tiere im Blut durch Labore untersucht und dann für Euch ausgewertet. Einige von Euch kontrollieren sie auch regelmäßig im Rahmen der Ketose-Routineuntersuchung. BHB, FFS und Acetat (aus Essigsäure C:2) können die Kühe zur sofortigen Energiegewinnung nutzen. Zum Beispiel für Bewegung oder Körpertemperatur und Vieles mehr. Die Kühe stehen also immer vor der Entscheidung, ob sie wertvolle Energie, Ihrem Kalb über das Milchfett im Euter zur Verfügung stellen oder ob sie die Energie selbst brauchen. Acetat kann von der Kuh ausgeatmet werden, wenn z.B. bei Ketose zu viel davon da ist, kann man das im Atem der Kuh riechen.  
  • Die wichtigsten flüchtigen Fettsäuren aus dem Pansen sind Propionsäure (C:3), Essigsäure (C:2) und Buttersäure (C:4). 
  • 35 % der Milchfettsäuren werden direkt aus dem Blut ins Euter überführt. Sie stammen entweder direkt aus dem Futter oder sind Stoffwechselprodukte der Pansenmikroben. 
  • Ungefähr 15% der Fettsäuren im Milchfett stammen aus dem Körperfett der Kühe. Dazu könnt Ihr dann in meinem 3. Beitrag zu diesem Thema noch mehr lesen. Generell ist es so, dass die De-novo-Synthese Energie verbraucht. Wenn also viele Fettsäuren aus dem Depot oder der Fütterung im Blut sind, gelangen sie vorrangig ins Euter und die Synthese im Euter selbst ist gehemmt.

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