Muss ich noch den letzten Liter aus dem genetischen Potential meiner Herde herausquetschen? – Effizienz beim Füttern

effizienz beim füttern

Warum muss ich preisintensive Energieträger einsetzen? 

Ja, Ihr Lieben - das sind die Fragen, die bei meiner Arbeit öfter mal an mich herangetragen werden. Nun, ökonomisch gesehen, macht es natürlich immer Sinn, wenn wir pro kg Milch etwa 3 MJ NEL benötigen und wenn unser Kraftfutter 6,8 MJ NEL liefert, dieses auch einzusetzen. Denn das impliziert ja, dass wir durch den Einsatz von 1 kg Kraftfutter 2 kg Milch mehr Ertrag haben können. Bekomme ich also für 1 kg Milch 40 Cent und mein Kraftfutter kostet mich 30 Cent, habe ich mit 30 Cent Einsatz 80 Cent Erlös. Nun ist diese Rechnung natürlich sehr oberflächlich und wir wissen, es spielen viele Faktoren mit.

Wenn es um das Thema ökonomische Milcherzeugung geht, zählt jeder Cent; da geht es nicht nur um das Kraftfutter. Denn was wir in die Kühe hineinstecken können, ist aufgrund einiger biologischer und arttypischer Faktoren begrenzt; zum Beispiel, weil der Pansen der Kühe nur eine begrenzte Aufnahmekapazität hat. Um sie gesund zu erhalten, benötigen unsere Kühe neben energiereichen Futtermitteln auch hochwertige Faser. Diese ist aber wenig geeignet, die Energieversorgung einer Hochleistungskuh sicher zu stellen. Gerade zum Start der Laktation ist es nicht die Herausforderung, möglichst viel Leistung aus unseren Kühen „herauszuquetschen“. Das tun die Kühe aufgrund Ihrer Veranlagung schon selbst. Unsere Reproduktionszahlen und die Abgänge während der ersten 30 bis 100 Tage nach der Kalbung zeigen, sie tun dies sogar über das gesunde Maß hinaus. Effizient füttern heißt also nicht, dass wir den letzten Liter Milch aus unseren Kühen heraus füttern und melken, sondern, dass wir das ungesunde Defizit an Energie und anderen wichtigen Nährstoffen durch effiziente Fütterung, gerade zum Start der Laktation, abfangen und puffern. Zum Wohle unserer wertvollen Tiere, die ansonsten Schaden nehmen würden.

Es ist also umgekehrt - die Tiere geben uns ihre Leistung ohnehin bis an ihre Maximalgrenze und wenn wir es verstehen, sie gut abzufangen und gesund zu erhalten, dann geben sie uns mehr von ihrer Leistung und wir haben sie länger im Bestand. Viele von Euch wissen: richtig teuer wird es bei unbeabsichtigten Abgängen und kranken Kühen. Ja, und hier geht unsere Arbeit los: den Spagat zu schaffen zwischen ökonomischer Arbeit, wiederkäuergerechten Rationen mit genügend Faser und genug Energie, damit die Kühe gesund bleiben und sich im Falle eines Angriffs von außen auf Ihr Immunsystem, etwa durch Krankheitserreger und Umweltkeime, helfen können. Effizienz bedeutet bei uns: so preisgünstig wie möglich aber so intensiv wie nötig. 

Die folgende Grafik zeigt, wie stark einzelne Futtermittel den pH-Wert im Pansen absenken (nach De Brabander et al. 1999)

absenkung ph-wert

Das zu wissen ist wichtig, weil die Pansenmikroben ordentliche Arbeit nur bei einem Pansen-pH-Wert von 6,2 bis 7,2 machen können. Liegt der pH- Wert nicht im optimalen Bereich, schadet das gleich doppelt: Nährstoffe gehen verloren und die Pansenwand wird geschädigt, so dass mehr Schadsubstanzen ins Blut gelangen können. Doppelt schädlich, heißt damit auch doppelt teuer. Und dass, obwohl das Futter im Einkauf eigentlich erst einmal preiswert erschienen war. Es lohnt sich also gerade zum Laktationsstart, also 30 Tage vor der Kalbung und 30 Tage nach der Kalbung, in unsere Kühe und in effiziente Futtermittel zu investieren.

extrulin senkt das acidose-risiko

(Quelle: agrosom)

 

Wie sich das monetär auswirken kann, zeigt Euch die folgende, wissenschaftlich bestätigte Übersicht: (Quelle: agrosom)

feldversuche easylin und extrulin

 

Ja, aber was zeichnet nun effiziente Energiefuttermittel aus?

 

  • Hohe Energiedichte
  • Hohe Energieverfügbarkeit
  • Optimale Verdaulichkeit

Das Thema Energiedichte erklärt sich von selbst. Die Energiedichte ist bei allen Futtermitteln in den DLG Tabellen oder vom Hersteller, auf Nachfrage, deklariert. Bei der Energieverfügbarkeit sieht es ganz anders aus. 
Worauf Ihr da achten könnt, worauf es ankommt, das schreibe ich Euch im nächsten Beitrag.

Dieser Beitrag ist in Kooperationmit agrosom (https://www.agrosom.de/) entstanden.