Leguminosen in der Tierernährung – Teil I: kleinkörnige Leguminosen

luzerne

Nach unserem Ausflug mit Rudloff Saaten & Futter in die Grünlandpflege widmen wir uns diesmal einem äußerst aktuellen Thema - Leguminosen. Im ersten Teil stellen wir die sogenannten kleinkörnigen Leguminosen vor, bevor wir im nächsten Artikel großkörnige Hülsenfrüchte näher betrachten. 

Was sind eigentlich Leguminosen?

Leguminosen sind eine der artenreichsten Pflanzenarten und gehören zu den Schmetterlingsblütlern. Sie sind im allgemeinen Sprachgebrauch auch unter dem Begriff Hülsenfrüchtler bekannt. Das besondere an diesen Pflanzen ist ihre Fähigkeit, sich durch die Symbiose mit Knöllchenbakterien selbst mit Stickstoff versorgen zu können. Ihre Bedeutung in der Lebensmittelindustrie und als Futtermittel fußt insbesondere auf ihren hohen Proteingehalten. Sie sind jedoch auch reich an Vitaminen und Mineralstoffen. In Bezug auf ihr Saatgut unterscheidet man kleinkörnige und größkörnige Leguminosen. Zu den großkörnigen Leguminosen gehören u.a. Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen oder auch Sojabohnen. 

Kleinkörnige Leguminosen

Zu den kleinkörnigen Leguminosen gehören alle Klee- und Luzernearten. In der Fütterung werden sie als hervorragende Eiweißquelle oder Strukturzugabe eingesetzt, im Ackerbau zur Stickstofffixierung und zum Humusaufbau. Ist das Potential dieser Pflanzen durchaus bekannt, sollen der Anbau und die Nutzung in Deutschland weiter ausgebaut werden. Dazu läuft seit 2019 und noch bis 2024 das sogenannte Demonstrationsnetzwerk Demonet-KleeLuzPlus  .

Nachfolgend stellen wir zwei der bedeutendsten kleinkörnigen Leguminosen in kurzen Portraits vor:

LUZERNE – die Königin unter den Futterpflanzen

luzerneblüte

IHRE VORTEILE:

  • Hoher Proteingehalt => Zukauf von Eiweißfuttermitteln kann reduziert werden
  • Sehr hohe Trockenheitsverträglichkeit
  • Äußerst schmackhaft
  • In Grünfutter können ihre Inhaltsstoffe am verlustärmsten genutzt werden
  • Positive Effekte auf Bodenfruchtbarkeit, Humusmehrung und Bodenlockerung
  • Durch Pflanzendecke Schutz vor Erosion
  • 3 – 5 Schnitte / Jahr möglich, tlw. sogar 6
  • Winterhart 

IHRE ANFORDERUNGEN:

  • Warme und trockene Standorte
  • Lehm – und Lößböden
  • pH – Wert: 6 – 7
  • Empfindlich ggü. Staunässe
  • Anbaupausen zwischen 4 (Luzernegras) und 6 Jahren (reine Luzerne)

Beim Luzerneanbau ist noch zu beachten, dass sie nur durch Schnitt sauber gehalten werden kann, wodurch sich auch Krankheiten wie die Luzernewelke verhindern lassen. Sät man das erste Mal Leguminosen oder hat eine längere Anbaupause durchlaufen, ist zudem eine Saatgutimpfung mit Knöllchenbakterien empfehlenswert.

ROTKLEE – der König unter den Futterpflanzen

rotklee

SEINE VORTEILE:

  • Eine der wichtigsten Futterleguminosen
  • Erzielt in Mischungen hohe und proteinreiche Erträge
  • Mehrjährig und leistungsfähig
  • Gut für Schnittwiesen und tlw. Weiden geeignet

SEINE ANFORDERUNGEN:

  • Feucht – kühle Anbaugebiete (je nach Sorte können aber auch austrocknungsgefährdete Standorte infrage kommen), hohe Luftfeuchtigkeit
  • Benötigt gute Wasserversorgung aber keine Staunässe
  • ph – Wert: > 5,5
  • Anbaupausen: 4 – 5 Jahre, da mit sich selbst unverträglich; 6 – 7 Jahre schützen vor Befall mit Kleekrebs

 ROTKLEEGRAS: 

  • Höhere und sicherere Erträge
  • Bessere Siliereignung
  • Anpassungsfähiger ggü. wechselnder Feuchte – und Nährstoffverfügbarkeit
  • Bessere Standfestigkeit und Schnitteignung
  • Nutzungselastischer 

 

    Welche Vorteile bringt der Anbau von kleinkörnigen Leguminosen mit sich?

    • Können sich mithilfe von Knöllchenbakterien selbst mit Stickstoff versorgen
    • Durch tiefe Verwurzlung kann Wasser in tieferen Bodenschichten besser genutzt werden
    • Deutliche Reduzierung des Verbrauchs von Stickstoffdüngern => Reduktion der Emission von Treibhausgasen
    • Sehr hohe Eiweißgehalte => Einsparung von Eiweißfuttermitteln
    • Positive Effekte auf die Bodenbeschaffenheit (Humusbildung, Erosionsschutz)

    Final lässt sich sagen, dass der Anbau von Leguminosen äußerst nutzbringend ist. Insbesondere in Zeiten teurer Proteinfuttermittel macht sich die Investition in ein wirtschaftseigenes, proteinreiches Futter bezahlt. Des Weiteren können sie für Silagen und teilweise sogar als Frischfutter oder Heu genutzt werden. Bestimmte Arten, wie Perser- oder Alexandrinerklee tragen als Zwischenfrucht zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit bei. Auch der Einsatz von mineralischem Stickstoff kann dadurch reduziert werden und die Qualität von Folgefrüchten verbessert sich. Aus ökonomischer Sicht und unter Berücksichtigung der Kosten für Ansaat und Etablierung empfiehlt sich der mehrjährige Anbau.

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